400. Namenstag der Willerstedter Ladensack’s

Der bisher älteste urkundliche Nachweis des Familiennamen Ladensack in Willerstedt bezieht sich auf das Jahr 1614, denn am 21. November 1614 heiratete Hanß Ladensack aus Leutenthal, Sohn des Antonio Ladensack, hier in Willerstedt Magdalena Porse. Für die Willerstedter Ladensacks ist dieses Datum Veranlassung die 400. Wiederkehr der urkundlichen Ersterwähnung des Namens Ladensack in Willerstedt zu gedenken, denn es ist unser Namenstag. Vier Jahre später heiratete dann der Bäcker Hans Ladensack, Sohn vom Buttstädter Bäcker Hans Ladensack hier in Willerstedt eine Lehrertochter aus Hassenhausen.

Die unmittelbar nachfolgende Zeit ist geprägt von der Pest und vom Dreißigjährigen Krieg. Viel Leid und Entbehrungen mussten auch die Ladensacks ertragen. Beide Ehefrauen starben sehr jung. Die Männer heirateten wieder. Mehrere Kinder gehörten zu den Familien. Im Herbst 1629 starben 86 Personen innerhalb kurzer Zeit, auch Ladensacks waren dabei. Das am alten Heerweg gelegene Willerstedt ward in die Auseinandersetzung des Dreißigjährigen Krieges oft einbezogen. Ein trauriges Kapitel war der 4. Adventssonntag des Jahres 1636. Schwedische Soldaten kamen ins Dorf, bedrängten die Frauen und vergriffen sich auch an einigen. Die aufgebrachten Willerstedter Männer erschlugen mehrere Soldaten und verscharten sie. Die Vergeltung der Schwedischen Armee ließ nicht lange auf sich warten, Tage später wurden die  Wohnung des Pfarrers und weitere 20 Häuser abgebrannt. Um diese kritische Zeit zu überleben, verließen viele das Dorf.

Zum Stammbaum:

Ahnherr der heutigen Willerstedter Ladensacks ist nachweislich Hansen Nicol Ladensack geboren um 1620/1625, gestorben 1673 und als Hans Ladensack eingetragen. Es gibt im Kirchenbuch zu jener Zeit einige Stolperstellen, ungenaue Eintragungen und vielleicht auch Lücken. Der Pfarrer hielt sich sicherheitshalber in Buttstädt auf und sein Sohn machte die Arbeit vor Ort. Bei dieser Situation ist es nicht verwunderlich, dass es mir bisher nicht gelang den eindeutigen urkundlichen Nachweis zwischen der ersten und der zweiten Generation der Ladensacks in Willerstedt zu erbringen. Ob Hansen Nicol Ladensack von den Leutenthalern oder den Buttstädtern abstammt oder sogar durch den Dreißigjährigen Krieg in Willerstedt gestrandet ist bleibt noch ungeklärt.

Nachweislich 1656 wurde Philipp, Sohn von Hansen Nicol Ladensack, hier geboren. Philipp heiratete 1678 Anna Catherina, die Tochter des Wendelsteinischen Amtsschulzen Michael Kuniß in Willerstedt. Philipp muss ein ordentlicher und strebsamer junger Mann gewesen sein, der anpacken konnte, denn sonst hätte er beim Amtsschulzen als Schwiegersohn bestimmt keine Chance gehabt. Der junge Ehemann wurde Kirchenältester. Wie zu jener Zeit üblich, hatte das junge Paar auch mehrere Kinder. Neben Philipp gab es in Willerstedt einen fast gleichaltrigen Clorius Ladensack, vermutlich ein Stiefbruder, dessen Familie zur gleichen Zeit in Willerstedt wohnte. Ihre Kinder haben wahrscheinlich Willerstedt verlassen. Ein Enkel von Philipp war Hans Georg Ladensack, welcher in Mannstedt, Gebstedt und Willerstedt als Bäcker wirkte. Ende 17./ Anfang 18. Jahrhundert gab es zeitweise mindestens 4 Familien mit den Namen Ladensack hier in Willerstedt. So wurde 1719 Hilwig Ladensack, Sohn von Hilwig Ladensack aus Willerstedt, in Hottelstedt copuliert.

Philipp Ladensack Junior (1691 – 1750), Sohn von Philipp Ladensack Senior, heiratet 1716 Christiane Weißenborn. Ihre Kinder: Hans Michael und Anna Marie verheiratete Thieme.

Philipp Junior war Heimbürge in Willerstedt. Die Bronzeglocken der Willerstedter Sankt Alban Kirche von 1733 – nach dem großen Dorfbrand – trugen auch seinen Namen. Im 1. Weltkrieg wurden sie abgenommen und  für Kriegszwecke umgeschmolzen.

Johann Michael Senior Ladensack (1717 – 1742), Sohn von Philipp Ladensack Junior, heiratete 1739 Anna Christina Brendel. Ihre Kinder: Johann Michael Junior und Gottlieb. Michael Senior wurde nur 25 Jahre alt. Er verstarb 6 Wochen nach dem sein 2. Sohn Gottlieb das Licht der Welt erblickte. Noch zu Lebzeiten ihres Schwiegervaters heiratete Anna Christina 1747 in zweiter Ehe Andreas Silbersack aus Gebstedt. Drei Kinder hatten sie noch gemeinsam. Über den Sohn Johann Andreas entstand die Verbindung zur Ahnentafel Köhler – Steuernagel, siehe http://www.koehler-steuernagel.de/. Im Dokument aus dem Jahre 1752 zur Regelung der Lehn- und Zinsleistungen mit dem Amt Wendelstein sind auch die Namen von Georg Ladensack und Andreas Silbersack enthalten.  

Johann Michael Junior Ladensack (1740 -1798), Sohn von Michael Senior Ladensack, heiratete 1773 Eva Elisabeth Hering aus Niederholzhausen. Kinder: Anna Maria in 2. Ehe verheiratet mit den Gastwirt Gottfried Fischer in Stedten an der Ilm, sowie Johann Wilhelm. Michael Junior blieb im elterlichen Haus und Besitz. Er war Nachbar und Einwohner sowie Gemeindevorsteher. Sein Bruder Gottlieb wohnte auch mit Familie in Willerstedt, sowie auch dessen Sohn Gottlieb Junior. Christoph Ladensack, Sohn von Gottlieb Senior,  war Soldat – 1810 einmal urkundlich erwähnt.  Friedrich Ladensack, Sohn von Gottlieb Junior, heiratete nach Herrengosserstedt.

Johann Wilhelm Ladensack (1781 – 1844), Sohn von Michael Junior Ladensack, heiratete 1807 Rosina Dorothea Schreiber. Kinder: Charlotte Marie heiratete Friedrich Krieger in Willerstedt, Johann Wilhelm heiratete nach Rudersdorf, Friedrich Ferdinand heiratete Eva Ludwig aus Willerstedt und in 2. Ehe Christiane Magdalene Haferburg aus Gebstedt. Gottlieb heiratete nach Tromsdorf, Friedrich (Orgelbauer) heiratete nach Reisdorf und Karl August blieb zu Hause. Johann Wilhelm war Nachbar, Einwohner und Choradjuvant, sowie zeitweise Vormund der Hubold-Kinder, Gemeinderechnungsführer und Musikpächter – ein Allrounder.

August Ladensack (1816 – 1887), Sohn von Johann Wilhelm Ladensack, heiratete 1844 Justine Ziege. Einzig überlebendes Kind: Adelbert. In die Schaffenszeit von August und Justine fallen die Separation (Landwirtschaftliche Flächenzusammenlegung), sowie der Brand von 1869 und der Wiederaufbau des Wohnhauses und der Wirtschaftsgebäude.

Adelbert Ladensack (1850 – 1912), Sohn von August Ladensack, heiratete 1878 Auguste Rössing. Kinder: Alida verheiratete Küntzer, Kuno, sowie Elsa verheiratete Rödiger. Er war ein sehr erfolgreicher Landwirt, sowie Vorsitzender der Burschengesellschaft, Mitglied des Männergesangvereins „Thalia“ und des Militärvereins in Willerstedt.

Kuno Ladensack (1880 – 1966), Sohn von Adelbert Ladensack, heiratete 1909 Olga Reichardt aus Rudersdorf. Kinder: Irma verheiratete Wächter in Teutleben, Ilse verwitwete Bräuning in Wickerstedt und verstorbene Liebold, Kurt ist 1943 gefallen und Werner 1943 vermisst. In jungen Jahren war der Opa  Vorsitzender der Burschengesellschaft und Taxator im Viehversicherungsverein Willerstedt. Die Großeltern erlebten zwei Weltkriege und die Inflation, menschlich und auch wirtschaftlich war der „Aderlass“ sehr groß und schmerzlich. 

Werner Ladensack (1914 – 1943), Sohn von Kuno Ladensack, heiratete 1939 Alice Porsche. Einziges Kind: Walter geboren 1939.

Mit meiner Generation wird wahrscheinlich der Familienname Ladensack in Willerstedt aussterben. 12 Generationen trugen in Willerstedt den Familiennamen Ladensack. Er geht den Weg, wie zuvor schon viele andere Willerstedter Familiennamen: Lange, Porse, Hebestreit, Beier, Berbig, Grosch, Hubold, Rössing, Schreiber, Rosenhahn und Wettermagk um nur einige Beispiele zu nennen. Auch die sehr alten Namen, die es heute noch in Willerstedt gibt, wie Tröbner, Ludwig und Thieme werden vermutlich auch bald folgen.

Walter Ladensack auf dem Pferd, Großvater Kuno Ladensack hält die Zügel.

Foto privat aus dem Jahr 1943

Recherchen meinerseits machen deutlich, dass der Name Ladensack (Ladesagk) vermutlich um das Jahr 1300 entstanden ist. Nach der genealogischen Literatur kann man davon ausgehen, dass der Name Ladensack ein Übername ist:

„ Ein Übername ist, wie das Wort besagt, ein Name, den ein Mensch über seinen gewöhnlichen Namen erhalten hat, d.h. ungefähr dasselbe, was wir heute Spitznamen nennen, doch mit dem Unterschiede, das man sich beim Spitznamen meist bewusst bleibt, dass er nicht der eigentliche Name ist, während der Übername in alter Zeit öfters …den ursprünglichen Namen ganz verdrängen konnte“. (Max Gottschald: Deutsche Namenkunde, Berlin 1942)

Ich fand über 30 Namen die in Kombination mit den Namensteil Sack stehen, wie zum Beispiel: Füllsack, Bonsack, Knabsack, Futtersack, Pepersack, Biersack, Brotsack, Lautensack, Hopfensack, Maltersack, Wahrsack und andere.

Nach meinem Verständnis, ist der Name Ladesagk bei einer Person und auch nur hier in Mittelthüringen entstanden. Erste urkundliche Belege betreffen, zum Beispiel „Das rote Buch von Weimar“  Seite 9: Johannes Ladesag in Wohlsborn – 2. Hälfte des 14. Jahrhundert und „Das älteste Erfurter Vogteizinsbuch“. Dieses wurde 1362 angelegt, auf Seite 8 wird Gunther Ladesag in Alperstedt und auf Seite 27 Johannes Ladesag aus Sachsenhausen, der in Großobringen zinste, genannt.  Die frühen Träger des Namens Ladensack wohnten also in Dörfern, waren begütert und vermutlich „wohlhabende“ Bauern. Der Verdacht liegt nahe, dass beim ersten Namensträger die Lade (Möbelstück) eine ausschlaggebende Rolle spielte. Weitere frühe urkundliche Aussagen betreffen: 1458 Volkmar Ladesagk aus Leutenthal schrieb sich ins Erfurter Matrikel ein; 1470/1499 Nickel Ladensack Ratsherr in Jena; 1492/1496 Johann Ladesagk Pfarrer in Hachelbich; 1528 Heinz Ladensack in Mühlberg; 1530 Klaus Ladensack in Kölleda; 1531 Erhart Ladensack in Buttstädt; 1531 Mattes Ladensack in Oberndorf, Wüstung bei Buttelstedt; 1540 Matthes Ladensack in Leutenthal geboren; 1555 Reinhardt Ladensack in Buttelstedt.

Die Gruppe mit den Familiennamen Ladensack umfasst Heute höchstens 20 Haushalte in Deutschland, in den USA dagegen wird sie auf 100 Haushalte geschätzt. Exakte Zahlen sind mir nicht bekannt.

Walter Ladensack