Entstehung und Werdegang des
Heimatvereins Willerstedt e.V.
Am Ende der 80er Jahre, als die Kirmes zum „Auslaufmodell“ zu werden drohte, fanden sich vor allem die jungen Ehepaare zusammen, um diese Tradition aufrecht zu halten.
So war es nur logisch, dass im Sommer 1990 durch die veränderten Bedingungen der Gedanke aufkam, in Willerstedt einen Heimatverein zu gründen. Die Initiative dazu ging von den Älteren der Kirmesgesellschaft aus, um das kulturelle Leben im Ort zu bündeln und auszubauen. Am 18.01.1991 fand sich im Gasthaus „Zum Kranich“ ein Vorverein als Vorbereitungsgremium in Willerstedt zusammen und am 08.02.1991 gründeten dann 32 anwesende Bürger den Heimatverein Willerstedt. Zum ersten Vorstand wurden gewählt: Uwe Reimann, Rolf Blumstengel, Peter Müller und Adelheid Wiegner, als Mitglieder des Vereinsausschusses Elke Franke, Christine Schauroth, Ulf Kuhirt, Hannelore Suther, Rolf Schmidt und Reinhard Schuchort. Eine Satzung wurde erarbeitet und beschlossen und die Eintragung ins Vereinsregister eingeleitet.
Die Gemeinnützigkeit mit den Schwerpunkten Heimatpflege, Heimatkunde und Brauchtum steht im Vordergrund der Vereinsarbeit. Das stellt hohe Ansprüche an alle Vereinsmitglieder und besonders an den Vorstand.
Die erste Maßnahme des Vereinslebens war deshalb auch eine große Umweltaktion im ganzen Ort. Im „Schleifchen“, am Mahl, der Dorfkern, die Windschutzstreifen und Zufahrtstraßen wurden von Unrat und Schrott befreit. 85 Personen – Jung und Alt – beteiligten sich am 27.04.91 mit Schaufeln, Rechen und Besen. Containerweise wurde der Unrat abtransportiert. Diesen Frühjahrsputz gibt es heute noch. Am Vorabend des 1.Mai wurde am Plan ein Maibaum gesetzt und bei Essen und Trinken bunte Bänder angebracht. Die „Lindenberger“ spielten auf zum Platzkonzert und der Frauenchor hatte seinen ersten Auftritt. Der Höhepunkt des Vereinslebens in diesem Gründungsjahr war die Kirmes Ende Juni. Das Dorf wurde geschmückt und der Plan vorbereitet. Die Musik spielte, Karussell und Losbude sind da und 3 Tage lang wurde gefeiert. Nach der Urlaubszeit wurde Ende August noch ein Sommernachtsball auf die Beine gestellt.
Der Verein ging auf die Suche nach Partnerschaften. Durch private Kontakte entstand eine Freundschaft zum Kirmesverein Niedertrebra. Wir besuchten uns gegenseitig zur Kirmes und marschierten gemeinsam bei den Festumzügen durch unsere Orte.
Mit einem Video über Willerstedt von Peter Müller und Rolf Blumstengel strebten wir weitere Partnerschaften an und machten auf uns und unser Dorf aufmerksam.
Hoch im friesischen Norden fanden wir einen Verein, der interessiert war, mit den Willerstedtern Kontakt aufzunehmen. Der Heimatverein Neuenburg e.V. mit Willy Evers, Lisa Ohmstede, Detlef Osterthun und weiteren Neuenburgern stehen stellvertretend für eine wunderbare neue Etappe in unserer Vereinsgeschichte. Durch gegenseitige Besuche und private Kontakte entwickelte sich eine herzliche Freundschaft zwischen Neuenburg und Willerstedt.
Zur ersten Weihnachtsfeier im „Kranich“ am 14.12.91 wurden 26 Jugendliche in den Heimatverein aufgenommen. Der Frauenchor hat gesungen und eine Tombola wurde durchgeführt. 95 Personen waren auf dem Saal. Bei Speis und Trank und guter Musik hatten wir viel Spaß. Eine Spendenaktion für die Krebskinder von Jena hatte Erfolg und die Presse berichtete davon. Auch die Vorsitzenden vom Feuerwehrverein und vom Sportverein waren zu Gast. Eine Woche später veranstalteten wir die Rentnerweihnachtsfeier. Bei Kaffee und Kuchen und einem vielseitig gestalteten Programm – Frau Suther mit Chormusik, dem Posaunenchor mit Pfarrer Kircheis und Solomusik von Hermann und Alexander Bräuer, sowie Susann Kremski und Ute Morche – ging es unseren Senioren richtig gut. Otto Scharf und Kurt Baumbach wurden als Ehrenmitglieder in den Heimatverein aufgenommen.
Im Frühjahr 1992 wurde bei einer weiteren Ökoaktion der Bachlauf bei Oswald und Vollrath entrümpelt und eine kleine Brücke zum „Alten Markt“ gebaut. Die Kirmesburschen ließen sich Mützen und Westen schneidern. Nach langer Zeit wurde auch wieder eine Ansichtskarte gedruckt. Am Tag der Einheit wurde mit einem Fackelumzug an den Fall der Mauer erinnert.
Durch fahrende Händler drohten viele historische Gegenstände aus unseren Dörfern für immer zu verschwinden. Das brachte uns auf den Gedanken, in Willerstedt eine Heimatstube einzurichten und Gegenstände des einstmals täglichen Gebrauchs für unsere Nachkommen zu bewahren. Dazu bot sich das alte, ungenutzt stehende Feuerwehrhaus an, unser Heimatmuseum darin entstehen zu lassen. Unterstützung fanden wir durch das Arbeitsamt in Form einer ABM. Zwei Frauen aus unserem Verein, Carola Reimann und Heidemarie Schachtschabe, waren neben kleineren Handwerksarbeiten am Museum besonders mit dem Herrichten der von unseren Bürgern reichlich gespendeten Exponate beschäftigt. Daneben sammelten und ordneten sie auch viele Zeitdokumente über unseren Ort, von denen auch viele von unseren Bürgern kamen, und leisteten damit einen wichtigen Beitrag zur Erforschung unserer Ortsgeschichte. Nach 18 Monaten Bauzeit konnten wir das von unserem Verein ausgebaute und gestaltete Feuerwehrhaus als Museum einweihen und das ganze Dorf war auf den Beinen. Auch der Waidstein bekam aus diesem Grund seinen neuen Platz. Feierlich öffnete das Museum am 28.08.95 seine Tür. Dabei waren auch der Landrat Hans-Helmut Münchberg und Frau Ministerin Christine Lieberknecht anwesend. Dafür erhielt unser Verein am 12.11.1997 den Preis für „Heimatgeschichtliche Leistungen“. Diese Auszeichnung überreichten uns Landrat Hans Helmut Münchberg und Ministerin Christine Lieberknecht anlässlich des Heimattages im Weimarer Land. Wir können bis heute stolz darauf sein.
Unterhalt und Pflege unseres Museums beanspruchen viele Arbeitsstunden unserer Vereinsmitglieder. Im Rahmen des Frühjahrsputzes wird die Ausstellung fast jährlich neu gestaltet, meist unter einem bestimmten Gesichtspunkt. Die Exponate werden gereinigt und aufgestellt, Beschriftungen erneuert. Nach dem Herbstputz wird winterfest gemacht und bestimmte, empfindliche Exponate werden um- oder ausgelagert. Im Jahre 2005 waren auch wieder einmal Renovierungsarbeiten erforderlich und in dem Zuge erfolgte auch eine Umgestaltung des Museums. Die finanziellen Mittel dazu kommen aus Spenden, erwirtschafteten Eigenmitteln des Vereins und der Gemeinde. Schulklassen besonders unserer Pfiffelbacher Schule nutzen gerne die Möglichkeit, zu ihren Wandertagen im Rahmen des Sachkundeunterrichts unser Museum zu besuchen.
Ein weiterer Höhepunkt war eine Ausstellung des Künstlers Ingo von Hopffgarten. Er hatte über Wochen im Auftrag der Gemeinde Skizzen und Zeichnungen von Willerstedt angefertigt. Bei einem der Besuche bei ihm zu Hause zeigte er seine umfangreichen Arbeiten, die er z. T. als Pressezeichner geschaffen hatte. Das führte zu der Idee, diese zusammen mit dem „Willerstedt – Zyklus“ in einer Ausstellung zu zeigen. Diese fand auf dem Saal im „Kranich“ statt und wir hatten dabei auch große Unterstützung durch das Kulturamt des Landratsamtes, das für die Stellwände und Bilderrahmen sorgte.
Mit der Vereinsgründung hatten wir uns selbst eine Vereinsfahne erschaffen. Das war jedoch eher eine symbolische Maßnahme und es gab eine heimliche Hoffnung, vielleicht die alte Fahne des Burschenvereins noch aufzufinden. Irgendwann mussten wir aber einsehen, dass diese in den Kriegs- oder Nachkriegswirren verloren gegangen war. Daher beantragten wir Fördermittel für eine neue Vereinsfahne. Mithilfe alter Fotos und den Erinnerungen unserer Senioren, welche die alte Fahne noch kannten, wurde gemeinsam mit der Erfurter Fahnenfabrik die neue Fahne gestaltet und dort für 7500,- Mark gestickt. Am 30.06.96 konnten wir das Fest der Fahnenweihe mit vielen Gastvereinen feiern.
Am 11.09.97 gründete sich ein Festkomitee zur Durchführung der 888-Jahrfeier von Willerstedt. 888 Jahre – diese Zahl wurde anfangs von vielen belächelt, aber da es bei uns noch Unklarheiten über unsere urkundliche Ersterwähnung gab, hatten wir den „üblichen runden Termin“ überschritten und bis zur 900 war es doch noch eine ganze Weile … – also sollte Anfang Juli 1998 die Festwoche sein. Der Verein als Träger in Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat, Kirche und den anderen Vereinen in Willerstedt hatte eine überaus ereignisreiche Woche mit vielen kulturellen Veranstaltungen vorbereitet. Erstmalig wurde am Mahl ein historischer Markt aufgebaut. Viele alte Gewerke waren zu besichtigen, die „Schwarzen Gesellen“ – der Lützower Traditionsverein aus Jena/Eisenberg – sind zu Gast und eingroßer historischer Umzug mit vielen Mitwirkenden aus nah und fern lässt diese Festwoche zu einem unvergesslichen Erlebnis werden. Viele Veranstaltungen wie Tanz auf dem Plan, Jazz-Konzert und Fotoausstellung in der Kirche, Geschichte im Museum, Kabarett oder den Umzug konnte man besuchen. Für jeden war etwas dabei. Peter Müller mit der Videokamera, Uwe Koch aus Niedertrebra und Uwe Reimann mit der Fotokamera, haben vieles in Bild und Ton festgehalten.
In Willerstedt sind seit Sommer 1997 die Gaststätte und der Saal geschlossen. Die Immobilie soll an die Alteigentümer zurückübertragen werden. Deshalb sucht der Verein für sich ein Heim. Der ehemalige Konsum – ein Krölpaer Typenbau – steht von der Treuhand Erfurt zum Verkauf. Nach vielen Beratungen und Erstellung einer Finanzierung, auch durch Inanspruchnahme von Privateinlagen von Vereinsmitgliedern gelingt es, das Grundstück mit Bauwerk für 10 000,- DM zu kaufen. Am 20.11.98 kann unser Verein den Konsum übernehmen und durch die Eintragung in das Grundbuch wird später der Eigentümerwechsel vollzogen. Nun waren wir Besitzer einer Immobilie, welche sich jedoch in einem schlechten Zustand befand. Noch im Dezember begannen wir mit ersten Renovierungsarbeiten mit dem Ziel, unser Vereinsweihnachtsfest darin zu feiern. Aber das war nur ein kleiner Anfang. Notwendig war viel mehr – woher das Geld nehmen für die Renovierung? Wir beantragten Fördermittel und auch eine ABM. Zur Sicherung des Eigenanteils legte auch die Gemeinde Geld dazu. Innerhalb weniger Jahre konnten wir das Gebäude sanieren. Toilettenanlagen wurden errichtet, das Dach erneuert, eine kleine Küche eingebaut, einen Filmvorführraum eingerichtet und Fenster und Türen erneuert. Auch die Außenanlagen haben wir umgestaltet. Das Vereinshaus entwickelte sich zu einem kulturellen Mittelpunkt im Dorfe. Die Nachbarschaft zum Plan, die Versorgung mit Energie und Wasser und die Bereitstellung der sanitären Anlagen sind Grundvoraussetzung für eine öffentliche Nutzung des Dorfangers als Festplatz und Veranstaltungsort. Die Vermietung unseres Vereinshauses an Privatpersonen wird reichlich genutzt. Regelmäßig finden jetzt Veranstaltungen wie Vereinsabende, Verkehrsteilnehmerschulungen, Filmvorführungen, Heimatabende, Seniorennachmittage und Skatturniere statt. Verein und Frauenchor haben hier ihre Jubiläen zum 5, 10 und 15-jährigen Bestehen gefeiert. Fotoausstellungen wurden organisiert und so manche schöne Stunde konnte im Vereinshaus erlebt werden. Gut, dass wir es haben und auch kein Wunder, wenn unsere nunmehr Ministerpräsidentin Frau Lieberknecht sich unser Vereinshaus ausgesucht hat für das traditionell von ihr ausgerichtete Skatturnier, das dieses Jahr schon zum 9. Mal stattfand.
Als besonderer Höhepunkt in Willerstedt entwickelte sich unser „Biwak 1813“. In den Gesprächen bei der 888-Jahresfeier mit den schwarzen Jägern ergab sich durch die Örtlichkeit an unserem Burghügel und seiner Ausstrahlung die Idee, zunächst ein Biwak abzuhalten. Dieses erste Biwak fand 1999 gemeinsam mit den Jena/Eisenbergern – mit ihnen entwickelte sich eine Freundschaft – statt und hatte solchen Erfolg, dass es sich schnell bei anderen gleich gelagerten Traditionsvereinen herumsprach. Bei historischen Recherchen hatten wir festgestellt, dass Lützows Kavallerie bei ihren Streifzug in Thüringen, am 2. Juni 1813, ganz in der Nähe von Willerstedt war. Sie kamen von Wiehe über Buttstädt und wollten Weimar von den Franzosen befreien. In Buttelstedt erfuhren sie, dass in Weimar und Umgebung starke feindliche Kräfte waren. Um dieser Gefahr auszuweichen, machten sie ein Ablenkungsmanöver und versteckten sich in den Wäldern des Eckartsberges. In der Nacht machten sie sich dann auf dem Weg um in Oßmannstedt die Ilm zu überqueren. Vieles spricht dafür, dass sie die Kupferstraße benutzten und kamen dadurch unmittelbar an Willerstedt vorbei. Wir erfuhren auch, dass der bekannte Pfarrer Cotta, der seine letzten Dienst- und Lebensjahre in Willerstedt verbrachte, 1815 das Lützower Lied von E. M. Arndt „Was ist des deutschen Vaterland“ als Erster vertont hat. Seither wird regelmäßig der Biwakplatz hinter dem Mahl aufgebaut und viele der „schwarzen Gesellen“ und Mitglieder anderer militärhistorischer Vereine der Napoleonischen Zeit kommen gern in unseren Ort. Im Jahre 2006 fand anlässlich des 200. Jahrestages der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt ein Deutsch-Französisches Jahr statt. Diesem Ereignis widmeten wir unter dem Motto „Unterwegs zum Deutsch-Französischen Jahr“ unser Biwak im Jahre 2005. Bei der Nachstellung der Schlacht bei Vierzehnheiligen im Oktober 2006 waren auch Vereinsmitglieder von uns als Mitdarsteller und natürlich als Zuschauer dabei. Das Biwak ist ein absoluter Höhepunkt im Vereinsleben und eine große logistische Herausforderung. Ob Einladungen der Gastvereine, Abstimmungen über Teilnehmer und die verschiedenen Programmteile, Genehmigungen und Gestattungen, Finanzierung und Sponsoring, Aufbau des Festgeländes, Einteilung „unseres Personals“, … – die Aufgaben sind sehr vielfältig und aufwendig. Nur durch das gemeinsame Wirken von unseren Mitgliedern und Helfern aus dem ganzen Dorf sind solche Events in so einem kleinen Ort mit nicht einmal 300 Seelen durchzuführen.
Im Herbst 1999 sammelten wir im Vereinshaus Bekleidung und Spielsachen für den Weimarer Tschernobyl – Verein, der in den 90er Jahren regelmäßig in der Mattstedter Schule Kindergruppen aus der Region Tschernobyl/Kiew als Erholungsgäste hatte. Beim letzten Durchgang des Jahres 1999 übergaben wir die reichlich eingegangenen Spenden zusammen mit einem vom „Kaufhit“ in Pfiffelbach gestalteten großen Korb voller süßer Sachen, denn Nikolaus stand vor der Tür. Unser damaliges Vereinsmitglied Herrmann Bräuer überraschte uns alle mit einer perfekt in Russisch vorgetragenen Ansprache. Nie werden wir die strahlenden Kinderaugen, die Freudentränen der Betreuerinnen und das liebevoll von den Kindern gestaltete kleine Programm vergessen.
Seit dem Jahr 2002 gibt es in Willerstedt auch ein Brunnenfest, das von den Anliegern der „Roten Meile“ im jährlichen Wechsel mit unserem Biwak durchgeführt wird. Es entwickelte sich aus dem Straßenfest, das die Anwohner nach der Fertigstellung der Gesamtmaßnahme „Neugestaltung Alter Markt“ im Rahmen der 2. Dorferneuerung feierten, denn bei dieser Maßnahme wurde auch der obere Dorf-Brunnen wieder aufgefunden und freigelegt. Hier unterstützt der Heimatverein mit der Ausleihe von Tischen, Bänken, Bratrost und der sich eingeschliffenen Logistik der dort wohnenden Vereinsmitglieder die Ausgestaltung und Durchführung.
Im Frühjahr 2003 wurde ein neuer Vereinsvorstand gewählt. Seitdem leiten Ulf Kuhirt als Vorsitzender, Rolf Blumstengel als Stellvertreter, Peter Müller als Kassierer und Sabine Gebhardt als Schriftführer die Geschicke unseres Vereins. Für die gesamte finanzielle und finanztechnische Arbeit zeichnen Ulf Kuhirt, Karola Talke und Peter Müller verantwortlich. Kassenprüfer ist Helmuth Morche. Neuer Schriftführer ist seit 2011 Kathrin Kühn.
Über die Zeit des Bestehens unseres Heimatvereins entwickelten sich ein Teil der Vereinsmitglieder zu „Spezialisten“. Da sind unsere Handwerker mit Rolf Schmidt an der Spitze, Peter Müller als Filmer und Filmvorführer, Dietmar Talke und Jörg Kliffe als Chefs am Bratrost, ist das Wirken von Walter Ladensack, Heinrich Schleicher, Ingrid und Helmuth Morche für die Chronik und Museum oder von Rolf Blumstengel für das Biwak – ohne ihn gäbe es keins. Unsere Chronisten sind überall zu Gange, wo es über unseren Ort etwas zu erfahren gibt, ob Bibliotheken, Archive oder die Zusammenkünfte mit anderen Ortschronisten der Umgebung im Rahmen der Kreisheimatpflege. Was sie von dort ans Tageslicht befördern, erfahren wir in Vorträgen, die wir im Winterhalbjahr im Vereinshaus durchführen und in der Gestaltung der Ausstellungen im Museum oder im Gemeindehaus, wo Besucher unserer Gemeinde schon neugierig gemacht werden, wenn sie dessen Flur betreten.
Informationstafeln und Mappen künden von Willerstedter Bürgern wie dem Volksliedsammler und Komponisten Franz Magnus Böhme, dem Kirchenmusiker Johann Thüring, von den Pfarrern Johann Cotta und Theodor Linschmann, dem „Urgestein“ und Geburtshelfer des GuthsMuths – Rennsteiglaufs, Gerhard Porsche und unserem Ehrenbürger, dem Großhotelier Dr. h.c. Curt Elschner.
Dr. Curt Elschner fand zusammen mit seiner Ehefrau Berta nach Auflösung seiner Urnengrabstätte in Erfurt hier an seinem Heimatort einen würdigen Platz in der Nähe der von ihm gestifteten Friedhofskapelle, was der Heimatverein und die Gemeindeverwaltung gemeinsam in würdiger Form ausgeführt haben.
Ein weiteres herausragendes Ereignis in der Geschichte von Willerstedt war die Festwoche zur 900-Jahr-Feier. Die Gemeinde Willerstedt feierte das Jubiläum vom 13. bis 22. August 2010. Für die Vorbereitung und Ausgestaltung dieser Woche wurde ein Festkomitee gegründet, das sich aus verschiedenen Gemeindemitgliedern und Interessengruppen zusammensetzte. Der Heimatverein Willerstedt e.V. wurde vom Gemeinderat mit der Organisation und Durchführung der Veranstaltungen beauftragt. Es wurden zahlreiche Programmpunkte für jedes Alter und jeden Geschmack aufgenommen. Die Festwoche begann mit einer „Yesterhitparty“, es folgten am nächsten Tag eine Jagdtrophäenschau und Hähnekrähen sowie die Eröffnung einer Fotoausstellung mit historischen Fotos in der Kirche. Die Festveranstaltung zu 900 Jahre Willerstedt mit offiziellen Gästen wurde am 14.08.2010 durchgeführt, der Abend wurde mit Dorffest sowie Tombola beendet. Weitere Veranstaltungen waren:
– Festgottesdienst in der Kirche
– Volksmusiknachmittag mit Chören der Verwaltungsgemeinschaft und Lindenberger Blasmusik; Stargast Ronny Weiland
– Konzert mit klassischer Musik in der Kirche St. Alban
– Kinder- und Seniorennachmittag, Open Air – Kino, Kabarett „Fettnäppchen“
– Kranzniederlegung für verdiente Willerstedter Bürger; Namensgebung „Weinbergweg“, heimatgeschichtlicher Abend
– Historisches Biwak am Burghügel
Über 10 Monate Arbeit steckten in den Vorbereitungen zu dieser Festwoche.
Höhepunkt und würdiger Abschluss der Festwoche war der große Festumzug am Sonntag, den 22. August 2010. Der Festumzug stellte die Geschichte unseres Dorfes Willerstedt von damals bis heute in bewegten Bildern interessant und bewegt dar. Über 300 Darsteller, mehrere Festwagen und Kutschen, Oldtimer, Kapellen und Spielmannszüge nahmen daran teil. Aber auch befreundete Vereine und Darstellergruppen bereicherten den großen Umzug. Die historischen Wagen bzw. Kutschen wurden zum Teil gemietet, aber viele Wagen und Fuhrwerke wurden durch die Einwohner der Gemeinde, den Nachbargemeinden, Firmen und Handwerkern sowie den Mitgliedern des Heimatvereines Willerstedt selbst gestaltet bzw. gebaut. Als besonderen Höhepunkt kann man das Modell der historischen Burg von Willerstedt sehen, das in unzähligen Stunden vom Vereinsmitglied Karl-Heinz Reimann in Vorbereitung des Festumzuges geschaffen wurde und darin natürlich gezeigt wurde.
Für die Zuschauer des großen Festumzuges (geschätzte 2000) war die Schau kostenlos, d.h. es gab keinen Eintritt. Die Kosten wurden durch Sponsorengelder, Fördermittel und Eigenmittel abgedeckt. Zu diesem Zeitpunkt war unser Dorf sehr festlich geschmückt. Fast vor jedem Haus wurden originelle Puppen bzw. historische Gerätschaften aufgebaut. Das brachte dem Dorf von den auswärtigen Besuchern große Anerkennung ein. Eine umfassende ehrenamtliche Arbeit war die Erstellung eines Gemeindepanoramas über die Gemeinde Willerstedt. Ziel des Gemeindepanoramas war die Erhaltung und Sicherung von Dokumenten sowie Ereignissen zur dörflichen Geschichte. Dazu wurde in einer Zusammenstellung in verschiedenen Medien die Geschichte und Entwicklung des Dorfes dokumentiert. Das Ergebnis ist eine Dorfchronik in Buchform sowie eine Foto- DVD.
Einige unserer Frauen im Verein arbeiteten an einem Willerstedter Koch- und Backbuch.
Unter Federführung von Diana Müller gelang die Gestaltung eines wunderschönen Büchleins, in dem die Koch- und Backkünste einiger Willerstedter Einwohner in Wort und Bild beschrieben und bebildert sind. Unser Kochbuch war ein so großer Erfolg, dass nun schon zwei Auflagen restlos ausverkauft sind. An einer dritten, neuen Auflage wird gearbeitet, die noch in diesem Jahre erscheinen wird.
Unser besonderer Dank geht an alle helfenden Hände, die hier nicht extra genannt wurden, für die unzähligen Stunden gemeinnütziger Arbeit und die vielen, vielen guten Ideen. Ohne die vielen kleinen Rädchen im Vereinsgetriebe geht es gar nicht, jedes wird gebraucht.
Auch künftig möchte der Heimatverein mit viel Energie, Fleiß und guten Ideen vorangehen und aktiver Mitgestalter des Lebens hier sein, möchte auch viele andere zum Mitmachen gewinnen und begeistern.
Verfasser : Uwe Reimann, Ulf Kuhirt
Willerstedt, im Mai 2013